Samstag, 28. Februar 2009

Unendliche Weiten

Eigentlich hatten wir geplant, eine sechsstündige Wanderung entlang der Schluchten des Murchison Rivers in Kalbarri zu machen. Der Ranger warnte allerdings, dass die Temperaturen im Nationalpark gut und gerne auf 50 Grad ansteigen. Ein wenig Gucken wollten wir dennoch. Von der Hauptstraße sollten es 26 km auf einer gut befahrbaren Piste zu den Aussichtspunkten gehen. Gut befahrbar! Nach 500m dachten wir beide, dass es uns den Van zerlegt. Alles hat geklappert, die Schränke sind aufgerissen, das Besteck durch die Gegend gedonnert. Da half nur eins – schneller fahren! Bei 60km/h beschlich uns eine gesunde Mischung aus Spaß und Angst davor, dass wir mit unserem Spacemobil jeden Moment abheben. Als wir dann da waren, kochten wir bei gefühlten 60 Grad und ließen uns von einer Milliarde Fliegen plagen. Australien ohne Fliegen wäre nicht mehr zu toppen.


Weiter ging es dann fast 400 km in Richtung Monkey Mia. Klingt eigentlich nicht sonderlich weit. Da die Ortschaften, die meist nur Roadhäuser sind (Tanke plus Haus) ca. 200 km voneinander entfernt sind, man links und rechts nur Busch, rote Erde und etliche Känguruhs in unterschiedlichen Verwesungsstadien sieht, und man im einzigen Auto weit uns breit sitzt, ist der Weg lang. Sehr lang. Dementsprechend haben wir uns witzige gegenseitige Bespaßungen ausgedacht und wechseln uns oft mit dem Fahren ab. An der Westküste haben wir zum ersten Mal ein richtiges Gefühl von den unendlichen Weiten des Outbacks bekommen. Mir gelüstet es auch nicht danach, einfach mal 460 km ins richtige Outback im Landesinneren zu fahren. Ich kann es mir gut genug vorstellen. Jetzt im Hochsommer wäre es auch glatter Selbstmord. Die Hitze in Kombination mit den ewig langen Strecken ist gruselig. Wie machen das bloß die Leute, die dort leben?


Angekommen im Weltnaturerbe-Gebiet „Shark Bay“ sind wir erstmal am Shell Beach gelandet. Und was soll ich sagen? Dort bin ich natürlich sofort abgeschnallt, denn wir fanden einen ewig langen Strand ohne Sand vor. Dieser wird dort nämlich durch Abermillionen kleiner Muscheln ersetzt – teilweise 10m tief. Das Wasser in der Bucht hatte mit 28-30 Grad Badewannentemperatur. Traumhaft. Dort hätt ich bleiben können.


Übernachtet haben wir an einer anderen Bucht mit Mangrovenwäldchen vor der Campertür. Dort haben wir uns einen blinden Passagier mitgenommen, der uns noch die folgenden Nächte beschäftigen sollte.


In Monkey Mia - einem Resort, an das seit über 40 Jahren die Delfine morgens an den Strand kommen, neugierig die Menschen ansehen und sich dann ein paar kleine Fische abholen, haben wir die nächsten beiden Tage verbracht. Dort war es wie im Bilderbuch. Palmen, bunte Blumen, Delfine ein paar Meter vom Strand, Pelikane, Emus, und alles vor einer türkisblauen Wasserkulisse.


Wir haben dort eine Segeltour mit einem ausrangiertem Rennkatamaran mitgemacht und uns ein wenig vom Urlaub erholt, endlich unsere Bücher begonnen und nette australienbegeisterte deutsche Urlauber kennengelernt. Am nächsten Morgen hatte ich dann großes Glück: Eine Rangerin hat mich ins Wasser gebeten, um einen Delfin zu füttern. Ich habe nicht geglaubt, dass es so magisch sein wird. Das war toll und ich dachte sogar, dass mich Flipper angelächelt hat.


Noch faszinierender finde ich allerdings die großen Schildkröten. Sie tauchen auf, heben kurz den Kopf, gucken neugierig, noch ein zweites Mal und dann schnell wieder untergetaucht. In Exmouth ist gerade Schlüpfzeit kleiner Schildkröten und ich träume davon, die kleinen Wesen auf ihrem Weg ins Meer zu beobachten.

Nun noch kurz zu unserem blinden Passagier. Morgens raschelte es bei uns im Camper und irgendetwas machte sich an den Vorhängen zu schaffen. Etwas erschrocken sah ich, dass sich eine kleine Maus eingeschlichen hatte. Nico und ich haben erstmal die Türen aufgerissen, alles ausgräumt und waren in der naiven Hoffnung, dass sie den Weg wieder rausfinden würde. Dachten wir zuerst. Die folgende Nacht haben wir damit zugebracht, die Maus mit einer Kochtopf-Deckel-Nuss-Käse-Wäscheleine-Konstruktion fangen zu wollen. Am Ende stand es 4:0 für die Maus (2 Nüsse und 2 x Käse). Als wir unsere Konstruktion perfektioniert hatten, war Mausi satt und hat sich wahrscheinlich in irgendeiner Ecke den Bauch gehalten und von nem schönen Kräuter auf Eis geträumt. Das Gescharre am Bett, angefressene Vorräte und Gequieke fanden wir dann aber auch irgendwie doof und haben am Folgetag eine Mausefalle gekauft. Die ersten beide Versuche mit Käse sind kläglich gescheitert. Feivel hat den Käse ganz cool von der Falle gefuttert. Erst als wir Speck mit fleischfarbenem Faden an die Falle festgebunden haben, hatte das Spiel ein Ende.


Unsere Route ging weiter über das ganz und gar nicht sehenswerte Carnarvon: Vergitterte Häuser, komische Leute, die alle ein wenig wie Trailerpark aussahen und viele Aborigines mit glasigem Blick in der Nähe des Bottleshops, weshalb darin das Hochprozentige extra gesichert wird. Inzwischen sind wir in Exmouth bei 40 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit angelangt. Morgen geht es dann zum Schnorcheln. Wir melden uns dann wieder. Ahoi!

Für Filip: Wir denken oft an dich - erst Tokio und nun begleitet uns täglich der getunte FM-Transmitter. Hier in Exmouth dürfen wir ihn aber nicht benutzen, weil uns sonst die Amis in die Luft jagen - Militärstützpunkt und so.

Für Ernje: Anzahl der angetroffenen Frösche und Kröten = Null

Montag, 23. Februar 2009

Hey, ab in den Norden!

Nach ein paar wunderschönen Tagen in Perth und Umgebung, ging es am Samstag dann mit Jani, Ramon und Stephan zunächst ins Swan Valley und dann zu den Pinnacles, die 200 km nördlich von Perth liegen.

Zuerst mussten wir aber erstmal unseren Campervan abholen. Dabei handelt es sich um einen Toyota Hiace, den wir schon von unserer Tour aus 2005 entlang der Great Ocean Road kannten. Ausgestattet mit einer kleinen Küche, die neben einem Waschbecken, einer völlig nutzlosen Mikrowelle, einem Gasherd und zahlreichen Fächern vor allem eines besitzt: einen Kühlschrank! Es gibt nichts Schöneres als nach einem Tag in der Hitze abends den besten Park- bzw. Schlafplatz am Meer anzusteuern, das Auto abzustellen und ein kühles Bier aus dem Kühlschrank zu nehmen. Herrlich! Zusätzlich verfügt der Campervan über zwei Sitzbänke mit Tisch, die zu einem wahnsinnig geräumigen Bett von geschätzten 160x200cm Fläche umgebaut werden können. Es bleiben also keine Wünsche offen. Im Moment ist der Kühlschrank jedoch mit Weinflaschen gefüllt, denn unser erster Stop Richtung Norden war ja das Swan Valley.

Das Swan Valley ist ein Weinanbaugebiet und zahlreiche Weinereien laden zu ausgiebigen Weinproben ein. Na klar, es ist Samstag Mittag, draußen sind mind. 35 Grad – was bietet sich da mehr an als von einem Weingut zum nächsten zu fahren und sich mal ordentlich Wein in die Birne zu kippen?! Nein im Ernst, der Wein war sehr lecker und an jeder Weinerei wird auch auf den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol am Steuer hingewiesen ;)
Kathi hat sich sowohl an den Kostproben (Zitat: „Ist nur mir so warm?“) als auch an ihrer Kamera erfreut und hat sich den Wein mal ganz genau angeschaut.

Beim Weingut Entopia durften wir die Terasse der Besitzer nutzen, um dort ein Picknick abzuhalten. Nun saßen wir also inmitten einer malerischen Landschaft mit gutem Essen und leckerem Wein.

Gestärkt ging es weiter zu den Pinnacles. Hierbei handelt es sich um Salz-Sandgebilde, die vor 15000-80000 (Man ist sich da nicht ganz sicher) entstanden sind. Damals war der Meeresspiegel noch nen Stück höher und Salz und Sand lagerten sich an Baumstämmen und -stümpfen ab, Mit der Zeit und einem sinkenden Meeresspiegel wurde das Ganze immer härter und was übrig blieb, seht ihr hier.



Wo gehts denn hier zum Strand?

Die Nacht haben wir dann illegalerweise im Nationalpark auf einem Parkplatz am Strand verbracht. Da die Australier ihre Freizeit mit Vorliebe an der frischen Luft verbringen, sind sie die Meister des Picknicks. Daher stehen überall im ganzen Land auch Gas-Barbeques rum, die kostenlos benutzt werden können. An solch einem Gerät hat Ramon uns dann einen echten Aussie-Burger inkl. Rote Beete und Ei zubereitet. Nach dem Verzehr wünschten wir uns statt des Weines lieber nen ordentlichen Kräuter, aber irgendwas is ja immer ;)

Die Nacht war kurz, denn am nächsten Morgen wollten wir um 6 Uhr den Sonnenaufgang in Pinnacles anschauen, nachdem wir dort schon den Sonnenuntergang bewundert hatten. Leider sorgten einige Wolken für nicht ganz so perfekte Lichtverhältnisse, aber schön war´s trotzdem. Nach einem Spaziergang durch die Pinnacle-Wüste gabs vom Chefkoch Ramon noch nen Aussie-Frühstück mit frischen Pancakes (Dit sind Eierkuchen) vom gleichen Grill wie am Vorabend und frischen Früchten. Das Obstangebot ist hier überwältigend. Frische Melonen, Weintrauben, Mangos und vieles mehr versüßen uns den Tag – eisgekühlt aus dem Kühlschrank die perfekte Erfrischung.

Wir haben an diesem Tag auch gleich mal nen neues Tier kennengelernt: den Bobtail Lizard. Wir haben ihn Kackwurst-Joe genannt. Der sieht halt aus wie ne laufende Wurst. Seine Beine sind viel zu winzig für seinen Körper, weshalb er sich sehr putzig fortbewegt. Sein Kopf hat normalerweise die gleiche Größe und Form wie seine Schwanzspitze, was ihm bei einem feindlichen Angriff eine 50%ige Überlebenschance garantiert – toll oder? Bei unserem Freund hat das mit der Größe nicht ganz hingehauen.


Am Nachmittag haben sich dann unsere Wege getrennt. Kathi und ich sind weiter nach Norden, während die anderen Drei zurück nach Perth gefahren sind.

Unser nächster Stop war kurz vor Geraldton. Hier haben wir einen wunderschönen Platz direkt am Meer gefunden, wo wir pünktlich zum Sonnenuntergang das Abendessen fertig hatten und mit Einbruch der Dunkelheit nach einem Glas Entopia Portwein in den Schlaf gefallen sind.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Kalbarri. Hier gibt es zum Einen eine wunderschöne Steilküste mit zahlreichen Buchten und zum Anderen einen Nationalpark. Hier sitzen wir gerade auf einem Campingplatz, der unseren Campervan mit neuem Wasser und Strom versorgt. Wir bleiben heute Nacht hier und wollten morgen früh eigentlich durch den Nationalpark wandern. Es gibt eine 8km langen Wanderweg, der sehr sehenswert sein soll. Allerdings haben wir gerade erfahren, dass man für die 8km wohl 6 Stunden braucht. Wir hatten uns schon darauf eingestellt früh aufzustehen, aber 6 Stunden sind zu viel. Das Problem sind die Temperaturen im Park. Wir haben bereits gelesen, dass man diesen Park eigentlich nicht im australischen Sommer besuchen soll. Die Temperaturen im Park liegen ca. 10 Grad über denen in der Umgebung. Da wir hier z.Zt. locker 35 Grad haben sind es im Park also mal um die 45 Grad. Da wir nicht den Hitztod sterben wollen, gehen wir morgen früh lieber zum Pelikanfüttern und nehmen die kurze Route (700m) durch den Park. Das passt eh besser, da wir morgen nach Monkey Mia weiterfahren wollen. Da sind wir dann auch locker 4,5 Stunden unterwegs.

Auf dem Weg nach Kalbarri


Sieht aus wie nen Werbeplakat für den Toyota Landcruiser - isses aber nicht.

Die Frau von Welt trägt Netz.

Soviel zu den Neuigkeiten aus Ostralien!
P.S.: Das Wasser wird immer wärmer ;)

Donnerstag, 19. Februar 2009

Perth

G'Day!

Nachdem wir uns in Tokio auf den neuesten Stand in Sachen Consumer Electronics und Leuchtreklamen gebracht haben (Is ja schließlich nich nur Spaß hier, sondern auch ne WIKO-Forschungsreise), ging dann endlich nach Ostralien. Um 7 Uhr morgens landeten wir von Sonnenaufgang begleitet in Perth. Schlafen im Sitzen war mal wieder nicht möglich für uns, also habe ich schon mal den australischen Rum in Form eines Bundaberg-Coke probiert - lecker!

Jani und Ramon haben uns vom Flughafen abgeholt und gleich mal nen köstliches Frühstück zubereitet.

Dann ging es gleich mal ins Zentrum, um das wichtigste Utensil für die gesamte Reise zu kaufen: neue Flip Flops!!! Wie man sieht, hatte es Kathi wirklich schwer.

Bei 34 Grad ging es anschließend an den Strand.Den Abend haben wir entspannt in Ramons und Janis Garten verbracht. Ramon hat gekocht und so sind wir zu unserem ersten Känguruhbraten gekommen. An den nächsten beiden Tagen haben wir Perth und seine Umgebung erkundet. Hier einige Impressionen


Picknick im King´s Park mit Blick auf Perth


Danach haben wir dem Strand unseren täglichen Besuch abgestattet und sind anschließend mit Ramon und Jani ins Freilichtkino zu Benjamin Button - Kathi hat die zwei Stunden eigentlich durchgeschluchzt. Am nächsten morgen ging es dann für uns beiden zu einem Tagesausflug mit der Fähre auf Rottnest Island. Die Insel heißt so, weil die Holländer die dort ansässigen kleinen Tierchen für riesige Ratten gehalten haben.


Er guckt ganz schön grimmig. Wahrscheinlich nerven ihn die Touris mit der ewigen Knipserei, wenn das Haar nicht liegt ;-) Wir haben ihn auch nur entdeckt, weil Frau Käthe mit ihrem unsäglichen Rad nicht aus der Knete kam. Es war aber auch echt megaheiß und schließlich kommen wir direkt aus dem Winter. Die Insel ist jedenfalls ein Knaller. Die Perthianer haben das Paradies echt vor der Haustür:


Wir haben uns mit den Rädern ein paar schöne Buchten ausgesucht und sind in unglaublich klarem Wasser geschwommen und haben geschnorchelt. Nico ist dann direkt mit seiner Ausrüstung gestrandet. Das Schnorcheln werden wir in den kommenden Wochen noch ein wenig üben. Gen Norden werden die Spots immer schöner, das Wasser wärmer und die Fische bunter.


Perth war auch die Stadt des Wiedersehens. Nicht nur Ramon und Jani, sondern auch Danilo und Stephan haben wir hier getroffen. Während Danilo am Montag als Surferboy die Verteidigung seiner Masterarbeit in Berlin antreten wird, fahren wir morgen mit Jani, Ramon und Steph ins Swan Valley und anschließend zu den Pinnacles.

Heute haben wir nen Surferladen leer gekauft, sind dann an den Strand. Kathi ging wieder ihrer zweiten Berufung "Strandforscherin" nach und hat viele bunte Muscheln gesammelt. Danach haben wir zu fünft Fremantle erkundet und Brauereien von innen besichtigt. Oh, und hier noch ein Hutbild - in alter Ostralien-Manier.

Morgen steigen wir für drei Wochen in den Camper! Ahoi und bis bald.